vertical clouds
Videoinstallation für drei Projektoren und zwei Lautsprecher
Jens Lüstraeten 2022/23
Kamera / Schnitt: Jens Lüstraeten
Ton / Musik: Johanna Jellici
"vertical clouds" beschreibt in ästhetisch überhöhten Bildern den beginnenden Nachhall dessen, was jahrzehntelang als Grundpfeiler unseres westlichen Denkens und Strebens galt. Industrieller Fortschritt, basierend auf rücksichtsloser Ausbeutung von natürlichen und menschlichen Ressourcen. Die Folgen sind inzwischen überall sichtbar.
Im Nachgang erfahren selbst toxische Zustände eine Verklärung, denen meist eine Verheißung/ein Versprechen vorausgegangen ist.
Die identitätsstiftende Kraft von Bildern spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der nun zwingend erforderliche Wandel ist auch aufgrund der jahrzehntelangen medialen Fetischisierung von Industrie und Kapital schwer glaubhaft vermittelbar.
Im Jahr 2019 Jahr wurde das Energiewendegesetz verabschiedet, demzufolge die Umrüstung der Hochöfen der verbleibenden Stahlwerke im Ruhrgebiet von Kohle auf Wasserstofftechnologie mit 8 Milliarden € aus Mitteln des Bundes gefördert werden soll.
Im Zuge dieser Maßnahmen werden die drei letzten noch in Betrieb befindlichen Kokereien (HKM, Schwelgern, AM Bottrop) stillgelegt werden.
Die Ablöschtürme und die sie umgebenden Areale bilden die Bühnen für die Videoarbeit "vertical clouds".
Die Arbeit zeigt nicht nur den Ist-Zustand und die ihm innewohnende, in Teilen schon jetzt beschlossene Vergangenheit.
Sie thematisiert Nachhall und Veränderung sowie den Blick darauf durch Bilder, deren inhaltliche Lesart bereits eine Verschiebung erfahren hat beziehungsweise auf diese hindeutet. Ebenso wie der majestätische Gletscher oder die schönen Kondensstreifen durchlaufen auch die Ikonen des Fortschritts einen Bedeutungswandel. (shift)
Die Musik zu "vertical clouds" stammt von der Komponistin Johanna Jellici und setzt sich hauptsächlich aus Tiefenmodularsounds, Bässen, Feedbackschleifen und Chören zusammen.
In Teilen geht sie mit den Bildern eine affirmative Verbindung ein, in anderen kontert sie das Dargestellte, verweigert den Zugang. So entsteht ein atmosphärisches Klanggebäude, das nie ganz einhegt aber der Verführung auch nicht völlig entgegen wirkt.
"vertical clouds" ist als Langzeitprojekt angedacht und umfasst momentan Teil eins der Videoarbeit sowie 33 Fotografien.
2020, in progress
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